Programmheft Mala und Edek

Mala und Edek – eine Liebe in Auschwitz

von Marc O’Connor

Übersetzung: Dorothea Renckhoff

Bearbeitung: Volker Zill

UA: 2005 im Green Room Theatre in Dorking, England

mit:

Susan Küßner      –       Mala

Nikolas Kipp        –       Edek

Leonard Mink      –        Jan

Dirk Zill                –        Jakub

Kostüme:           Karin Guder

Bühnenbau:      Jakob Kaross

Technik:             André Spielmann, Jörn Utsch

Regie:                  Volker Zill

theater domino 2015

„Mala und Edek“ erzählt die wahre Geschichte zweier junger Menschen, die sich in der Hölle von Auschwitz ineinander verliebten und die für diese Liebe und eine gemeinsame Zukunft bereit waren zu sterben.

„Ihre Liebe bringt für Sekunden die ganze Schönheit der Welt wieder.“ (Fania Fénelon, eine Auschwitz-Überlebende über Mala und Edek)

Mala Zimetbaum wird 1918 als jüngste Tochter von Pinkas und Chaya Zimetbaum in Polen geboren. Einige Jahre später wandert die jüdische Familie nach Belgien aus.  Ihre Schulzeit verbringt Mala in Antwerpen, anschließend will sie eigentlich studieren, was die wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Familie jedoch nicht zulassen. Also beginnt Mala als Schneiderin zu arbeiten.

1940 wird Belgien von den Nationalsozialisten besetzt und Malas Familie muss abtauchen. Im Juli 1942 wird Mala von der Gestapo verhaftet und  im September 1942 nach Auschwitz deportiert.  Sie übersteht die Selektion und kommt ins Frauenlager Birkenau, wo sie wegen ihrer außergewöhnlichen Sprachkenntnisse – sie spricht Deutsch, Französisch, Flämisch, Englisch, Italienisch, und Polnisch – in der Verwaltung eingesetzt wird. Als sogenannte „Läuferin“ ist sie in einer für KZ-Häftlinge  privilegierten Position. Sie darf zivile Kleidung tragen und hat sogar die Möglichkeit, von Zeit zu Zeit zu duschen.

Ihre Sonderstellung nutzt Mala immer wieder dazu, sich für ihre Mitgefangenen einzusetzen. Sie versorgt sie so gut es geht mit zusätzlicher Nahrung, Kleidung und wichtigen Informationen. Außerdem sorgt sie in vielen Fällen dafür, dass geschwächte Häftlinge in „leichteren“ Arbeitskommandos unterkommen.

Edward Galinski erblickt 1923 in einem kleinen polnischen Ort  das Licht der Welt. Über seine Familie und seine Jugend ist nichts bekannt. Im Alter von 16 Jahren kommt Edek, wie ihn alle nennen, 1940 mit dem ersten Transport politischer Häftlinge nach Auschwitz. Auch hier ist nichts über den Grund seiner Inhaftierung überliefert. Mit der Häftlingsnummer 531 gehört Edek zu den „ältesten“ Gefangenen im Lager. Er arbeitet dort in der Lagerschlosserei und ist häufig auf dem gesamten Lagergelände beschäftigt – auch im Frauenlager Birkenau.  Dabei lernt er wohl auch Mala kennen und lieben. Als Ort für ihre heimlichen Treffen dient den beiden Verliebten häufig der Röntgenraum des Labors für Sterilisationsversuche. Bei ihren Rendezvous können Mala und Edek auf die Unterstützung zahlreicher Mithäftlinge bauen. Im Juni 1944 fliehen Mala und Edek gemeinsam aus  dem KZ Auschwitz-Birkenau. Zwei Wochen später werden sie jedoch  von der SS aufgegriffen, zurück ins Lager verbracht und schließlich am 15. September 1944 öffentlich hingerichtet.

Neben Mala und Edek treffen wir in diesem Theaterstück auf zwei weitere Figuren. Beide haben, im Gegensatz zu Mala und Edek, nicht wirklich existiert:

Jakub ist ein polnischer Berufsverbrecher. Er hat den Status eines Häftlings mit Sonderfunktion und ist als sogenannter „Kapo“ für die Beaufsichtigung von Häftlingen zuständig. Als Kapo bekommt Jakub  wärmere Kleidung und größere Nahrungsrationen als gewöhnliche Häftlinge. Außerdem muss er keine harte Zwangsarbeit verrichten, was seine Überlebenschancen im Lager erhöht. Um diese Privilegien zu sichern wird erwartet, dass er mit größtmöglicher Brutalität gegen die zu beaufsichtigenden Häftlinge vorgeht.

Jan Kozelsky steht für tausende und abertausende Menschen, die allein aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer politischen Haltung nach Auschwitz deportiert wurden. Zu jung und zu gesund, um gleich nach der Ankunft im Lager ins Gas geschickt zu werden, muss Jan fortan schwerste körperliche Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen verrichten. Wegen eines unbedeutenden Vergehens wirft die SS ihn schließlich ins Lagergefängnis, aus dem nur wenige wieder lebend herauskommen.

„Wir können es nicht verstehen. Aber wir können und wir müssen verstehen, woher es entsteht, und wir müssen wachsam bleiben. Wenn es schon unmöglich ist zu verstehen, so ist doch das Wissen notwendig. Denn das Bewusstsein kann wieder verführt und verdunkelt werden: auch das unsere.“

(Auschwitzüberlebender Primo Levi in „Die Untergegangenen und die Überlebenden“)

 „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“

(Richard von Weizsäcker, 6. Bundespräsident der BRD)