Reisen mit der Deutschen Bahn – das letzte echte Abenteuer!
Schauspiel in 5 Akten
Verbindung am Sa. 18.01.2025
• von Borkum(Nordseebad), Abfahrt 07:30 Uhr mit Schiff
• nach Frankfurt(Main)Hbf, Ankunft 16:13 Uhr Gl. 5 mit ICE 229
Prolog
Ich bin für die Verkehrswende! Und deshalb hab ich vor ein paar Monaten mein Auto abgeschafft und nutze nun nur noch das Fahrrad, den ÖPNV und – wenn es ein bisschen weiter weg geht – die Deutsche Bahn. Das läuft mal mehr und mal weniger reibungslos. In letzter Zeit eher weniger als mehr. Egal, denk ich mir dann immer, mit dem Auto könnt ich auch im Stau stecken bleiben, ne Panne mitten auf der Fahrt haben oder die Karre springt erst gar nicht an. Also hab ich kürzlich meine Bahncard 25 verlängert, mir ein Super-Spar-Preis-Ticket nach Borkum gekauft und bin tatsächlich auch recht entspannt und superpünktlich auf der westlichsten deutschen Nordseeinsel angekommen. Super! Die Rückreise lief dann aber deutlich … wie soll ich das formulieren? Deutlich komplizierter, als ich das erwartet hatte. Aber lest selbst:
Akt 1
Ich bin im Urlaub auf Borkum – allein – und ich hab mich am Knie verletzt. Es ist dick und ich kann nicht auftreten. Bin langsam wie ne Schildkröte. Da ich mit Fähre und Bahn zurückfahren muss, checke ich in der DB App meine Rückreisedaten und überprüfe sie auf die Dauer der Umsteigezeiten. In Münster könnte es knapp werden mit meinem Hinkebein und den Krücken. Ich brauche also wohl eine Umsteigehilfe, damit ich den Anschluss dort bekomme.
Rufe also im Mobilitätscenter der DB an. Der Mitarbeiter informiert mich darüber, dass die Umsteigezeit zu kurz sei und ich das auch nicht mit nem Begleiter schaffen werde. Ich solle meine Reise entsprechend ab Münster umbuchen. Ich : okay. Er verbindet mich mit dem Vertrieb. Die Mitarbeiterin dort klärt mich darüber auf, dass ich nicht umbuchen könne, weil ich ein Super Sparpreis Ticket habe. Ich müsse also ein zweites Ticket ab Münster kaufen. Ich hab noch nicht zu Ende geseufzt, als mir die Dame sagt, sie sähe grade, dass meine Verbindung ohnehin ausfällt. Ich bin überrascht, weil ich in meiner App diese Info nicht bekommen habe und meine Reise dort noch wie geplant aufgeführt wird. Und ich habe auch keine entsprechenden Infomails von der DB erhalten, so wie ich das von früheren Reisen kenne. Woran das denn liegen könne, dass ich das nicht angezeigt bekomme, frage ich. Sie weiß es auch nicht, bittet mich, einen kleinen Augenblick zu warten und fragt nach. Kurze Musik in der Leitung , dann sie wieder: Das läge wahrscheinlich daran, dass die DB Navigator App auf meinem Handy nur alle 5 Stunden aktualisiert werde. Spätestens morgen sei diese Info also auch in meinem Reiseplan angezeigt, versichert sie mir.
Ich glaub das mal. Frage sie aber, ob sie mir schonmal meinen neuen Reiseplan am Telefon durchgeben kann, damit ich schonmal sehen kann, ob ich da auch in Umsteigestress kommen würde. Aber gerne doch: Mit der Fähre nach Emden Außenhafen, von da mit dem Schienenersatzverkehr Bus Nr. 3 nach Emden Hauptbahnhof. Dort umsteigen in ICE Richtung Köln bis Duisburg und dort nochmal umsteigen in ICE nach Frankfurt Hauptbahnhof. In Emden wird’s mit dem Umstieg auf Krücken eng. Ich bedanke mich, rufe erneut den Mobilitätsservice an und melde Umstiegshilfebedarf an, weil es vom Busbahnhof, an dem ich ankomme, bis zur Abfahrt am Anschlussgleis nur 11 Minuten sind. Der Mitarbeiter schaut nach und meint, das sei kein Problem, bis er zwei Sekunden später seine Meinung revidiert, als er nämlich registriert, dass ich ja gar nicht mit einem Zug im Bahnhof Emden ankomme sondern mit dem Schienenersatzverkehr , also mit einem Bus. Wo denn da das Problem sei, frage ich nach und er weist mich darauf hin, dass die Mitarbeiterinnen des Mobilitätsservices nur INNERHALB des Bahnhofsgebäudes versichert seien, nicht aber AUSSERHALB, auf dem Bahnhofsvorplatz. Also da, wo mein Bus ankommt. Ich müsse also dann alleine aus dem Bus steigen und mich beim Mobilitätsteam in der Bahnhofhalle melden.
Einen Moment lang ist es still in der Leitung. Dann ich: Aber wie soll ich denn – Der Mitarbeiter unterbricht mich: Vielleicht würde mich ja doch jemand direkt am Bus abholen können, aber das könne er mir am Telefon nicht versprechen. Er bietet mir an, mir die Nummer der Koordinationsstelle für die Bahnhöfe in der Region zu geben. Die wüssten Bescheid. Da solle ich dann kurz vor meiner Ankunft in Emden mal durchklingeln und nachfragen, ob jemand zum Bus kommen kann. Ich notiere mir die Nummer, und bedanke mich. Er kann ja nix dafür, wünscht mir viel Erfolg und wir legen auf – nachdem ich noch kurz an einer Umfrage zur Zufriedenheit mit dem Telefonservice teilgenommen habe. Bin sehr zufrieden, waren alle sehr nett zu mir. Die können ja auch nix für das Chaos im System.
Akt 2
Als am nächsten Tag mein Reiseplan in der DB App immer noch nicht aktualisiert ist, wundere ich mich nur kurz, schicke dann meiner Frau die neue Zugverbindung, die mir die Vertriebsmitarbeiterin gestern genannt hatte: über Emden und Duisburg nach Frankfurt Hauptbahnhof, wo sie mich dann sogar ne halbe Stunde früher als mit der ursprünglichen Route in Empfang nehmen will. Das hört sich doch gut an! Was auch super klappt an diesem Tag: Mein Koffer, den ich ja nicht selber schleppen kann mit meinem lädierten Knie, wird, wie zuvor von der Bahn angekündigt, von einem freundlichen Mitarbeiter des gepäckservice-Teams abgeholt.
Als er die 31,95 Euro für den Gepäckversand kassieren will, wird’s dann aber doch etwas schwierig, denn er kann nicht auf meinen 50 Euro-Schein rausgeben und bargeldlos kann ich bei ihm auch nicht zahlen. „Kein Problem“ sagt der Mitarbeiter, dann machen wir das als Nachnahme. Super, so machen wir das! freue ich mich und bin froh, dass mein Gepäckstück nun den Weg nach Hause ohne mich finden wird.
Akt 3
Am nächsten Tag beginnt meine Rückreise um 7.15 Uhr mit dem Inselbähnchen zur Fähre. Superpünktlich! Ich bin zuversichtlich, dass es so weitergehen wird. Doch bereits auf der Fähre begrüßt uns der Kapitän und informiert uns gutgelaunt darüber, dass wir heute nicht direkt nach Emden fahren sondern ausnahmsweise einen Schlenker über das niederländische Eemshaven machen, weil dort einige Passagiere aussteigen werden. Wann wir dann in Emden ankommen werden wisse er noch nicht genau aber wir würden auf jeden Fall alle Anschlüsse bekommen. Ich bin skeptisch, weil wir laut meinem neuen Reiseplan, der übrigens noch immer nicht in meiner App aktualisiert ist – laut dem hätte ich 12 Minuten Umsteigezeit von der Fähre zum Schienenersatzverkehr-Bus Nr.3 nach Emden Hbf. Durch den Umweg über Eemshaven fürchte ich, werden wir aber doch deutlich mehr als 12 Minuten später in Emden ankommen, oder? Hmm … Da ich ja eh nix daran ändern kann und weil mein dickes Knie mich in der Nacht nicht so wirklich gut hat schlafen lassen, lege ich mich auf der Fähre erst nochmal ein paar Minuten aufs Ohr.
Nach gefühlten drei Minuten werde ich von einem noch beschwingter klingenden Kapitänsdurchsage geweckt. Er teilt uns mit, dass wir gut vorankommen und gegen 10.15 Uhr in Emden Außenhafen anlegen werden. Ich wusste es! Mein Bus fährt um 10.08 Uhr dort ab. Mist! Doch dann denke ich, dass er vielleicht am Hafen warten wird, weil er sonst ja wahrscheinlich leer zum Hbf fahren würde. Denn alle Busfahrgäste sind ja jetzt noch mit mir auf der Fähre. Einen kurzen Augenblick bin ich beruhigt, bis mir einfällt dass, wenn der Bus warten würde, er auf jeden Fall so spät in Emden Hbf ankommen würde, dass ich meinen Anschlusszug nach Duisburg dort auf keinen Fall mehr erreichen werde. Shit!
Komischerweise scheint das außer mir aber niemanden meiner Mit-fährenden zu ärgern . Die sehen alle ganz gechillt aus. Urlaubsentspannung denke ich und beschließe, mich auch locker zu machen. Punkt 10.15 Uhr legen wir dann in Emden Außenhafen an. Auf die Minute! Chapeau , Käpt’n!
Ich verlasse die Fähre und halte Ausschau nach dem Bus Nr 3, der uns zum Hbf bringen soll. Nix zu sehen. Ist er doch schon abgefahren? Was soll ich jetzt machen? Ich schau mich hilflos um und merke, dass ich offenbar der einzige bin, der nach dem Bus Ausschau hält, alle anderen gehen schnurstracks ans Bahnhofsgleis. Komisch … Tja, dann …
Ich folge ihnen ans Gleis. Und was sehe ich da an der Anzeige? Der Zug, der laut DB-Reiseservice-Mitarbeiterin ausfallen und durch einen Schienenersatzverkehrbus ersetzt werden sollte, genau der Zug, wegen dessen Ausfall ich nicht direkt nach Münster sondern erst nach Emden Hauptbahnhof fahren sollte, wo ich dann nur 11 Minuten Umsteigezeit haben sollte, weshalb ich eine Viertelstunde lang mit dem Mobilitätsmitarbeiter telefoniert hatte um eine „Vielleicht-haben-Sie-ja-Glück-Zusage für eine Umstiegshilfe zu bekommen – genau dieser Zug fährt jetzt doch! Und auch alle weiteren Anschlusszüge fahren offenbar planmäßig. So langsam dämmert mir, warum meine Bahn-App die Reisedaten nicht aktualisiert hat. Weil es nix zu aktualisieren gab! Weil diese Reisedaten stimmen und wahrscheinlich auch die ganze Zeit gestimmt haben. Was zum Teufel hat mir die Reiseservice-Lady da erzählt?! Kurz überlege ich, wie ich meine Umfrage-Antworten von vorgestern nachträglich nochmal ändern kann, dann beschließe ich mich nicht weiter zu ärgern und steige in den gerade eingefahrenen Regionalzug nach Münster ein. Den Rest der Fahrt will ich einfach nur noch entspannt genießen.
Konnte ja nicht ahnen, was mich noch erwarten würde.
Akt 4
Ich sitze entspannt im recht leeren Zug Richtung Münster, mein lädiertes Bein gemütlich auf meinen Nebensitz hochgelagert, als der Schaffner erscheint und mich fast etwas schüchtern um meine Fahrkarte bittet. Ich nehme mein Handy, öffne die DB-App und halte ihm den Ticket-QR code entgegen. Damit das reibungslos klappt, hab ich vorher sogar extra schon die Bildschirmhelligkeit etwas hochgedreht. Und was soll ich sagen? Es klappt perfekt. Der Schaffner bedankt sich und bittet mich, ihm noch rasch meine Bahncard zu zeigen.“ Gerne“ sage ich und klicke mich in der App zu meiner Bahncard. Merkwürdig: da erscheint nur die alte Card mit dem Hinweis „nicht mehr gültig2. Stimmt, deshalb hatte ich ja auch die neue Bahncard 25 vor kurzem gekauft und in die App eingefügt. Doch jetzt ist sie nicht da… „Kein Problem“ sagt der Schaffner. „Manchmal aktualisiert die App sich nicht von alleine“ Er gibt mir den Tipp, mich mal abzumelden und dann wieder anzumelden, dann sollte sich das Problem erledigt haben.
Er hilft mir noch dabei, den Abmeldebutton zu finden und verabschiedet sich dann freundlich mit dem Hinweis, dass das für ihn jetzt soweit erledigt sei. Ich bedanke mich bei ihm und nachdem ich mich abgemeldet und zwei, drei Minuten gewartet hab, will ich mich erneut anmelden. Auf dem Display werde ich aufgefordert, meinen Benutzernamen Querstrich email und mein Passwort einzugeben. Boah… keine Ahnung! Ist Jahre her, dass ich mich hier angemeldet hab. Ich komm eigentlich immer gleich so in die App rein ohne irgendwas einzugeben. Na ja, melde mich ja auch nie ab. Wusste gar nicht, dass man das kann … Okay, irgendwas muss ich jetzt eingeben. Ich versuch‘s mit meinem Vor und Nachnamen und als ich dann mein Passwort eingeben soll, ploppt sogar eins auf, das wohl in meinem Handy gespeichert ist. Super! Ich bestätige noch kurz, dass ich kein Roboter bin und warte, dass ich drin bin.
„Anmeldung fehlgeschlagen. Benutzername oder Passwort falsch“. Mist! Okay: ich versuche es mit einer leichten Modifikation des Passwortes, die ich auch für andere online Zugänge irgendwann mal vorgenommen hatte. Es klappt wieder nicht. Dann geb ich halt meine Mail Adresse als Benutzername ein, dann geht‘s hoffentlich. Auch nicht! Weder mit dem alten noch mit dem modifizierten Passwort. Fuck! denke ich mir und klicke schließlich auf „Logindaten vergessen?“ Dann gebe ich nochmal meine Mail Adresse ein und schwupp hab ich auch schon ne Nachricht im Mailpostfach, dass ich mein Passwort zurücksetzen kann. Das tu ich dann auch flugs, indem ich das modifizierte Passwort eingebe. So, jetzt aber! Ich gebe meine email Adresse als Benutzername ein und das gerade erstellte Passwort im Feld „Passwort“. Dann drücke ich auf anmelden …. Yeaaah! Ich bin drin!
Einmal kurz durchschnaufen und dann schauen, ob die neue Bahncard jetzt zu sehen ist. … Ähhh, was is jetzt los? Nix ist zu sehen. Keine aktuelle Bahncard – und auch die abgelaufene Bahncard ist nicht mehr da … Alter!! So ne Scheisse! fluche ich ein bisschen zu laut vor mich hin, sodass mich zwei Mitreisende etwas pikiert anschauen. Egal! Ich wechsel zu „meine Reisen“ und traue meinen Augen nicht. Auch nix! „Keine aktuelle Reise vorhanden“. Bittteeee?! Wollt ihr mich verarschen??!! Die Blicke meiner Mitreisenden werden nicht freundlicher. Fickt euch doch! denke ich und tippe auf „vergangene Reisen“ . Dort werde ich fündig: Angezeigt wird mir meine Reise von Borkum nach Frankfurt im April 2024! ….. Aber die Fahrt vor acht Tagen von Frankfurt nach Borkum; die ist nicht drin…
Ich wechsle genervt noch ein paarmal hin und her , drücke auf „aktualisieren“ und auf alle andern buttons, von denen ich mr zumindest irgendeine Veränderung – egal welche – erhoffe. Erfolglos. Bahncard und Ticket sind weg. Einfach in Luft aufgelöst. Und ich muss noch zweimal umsteigen bis Frankfurt. Na, das kann ja noch ein Spaß werden, denke ich, lege frustriert das Handy beiseite und beiße in eine meiner noch halbgrünen Rückfahrtproviant-Bananen.
Akt 5
Ich muss euch enttäuschen. In diesem finalen Akt passiert nix dramatisches mehr. Im Gegenteil. Eigentlich gibt’s nur noch Positives zu berichten. Also fast nur. Es beginnt mit meiner Ankunft in Münster, wo ich gute 25 Minuten Umsteigezeit habe. Kaum ausgestiegen, merke ich, dass ich aufs Klo muss. Na super! Ich saß grad geschlagene zwei Stunden in einem Regionalzug, genau gegenüber vom Klo. Wirklich genau gegenüber. Ich hab sogar während der Fahrt ein paar Mal von meinem Sitz aus die Klotür zugemacht, wenn das jemand nach der Benutzung vergessen hatte. Und jetzt, zwei Minuten nachdem ich ausgestiegen bin, muss ich plötzlich dringend pinkeln. Soll ich mich jetzt ärgern? Nee! Geb ich halt diesmal keinem Bedürftigen nen Euro sondern sanifair. Gesagt, getan. Wo ist die Toilette? Natürlich am anderen Ende des Bahnhofsgebäudes. Na super … Ich also mit meinen Krücken im Harndrang-Tempo quer durch das Bahnhofsgebäude zur Toilette. Grad noch so rechtzeitig geschafft!
Entleert und entspannt beschließe ich danach, ins DB Reisezentrum zu gehen und denen mein App-desaster zu erzählen. Vielleicht weiß da ja jemand, wie man das wieder hinkriegt. Ich gehe also an den Schalter. Keine Schlange ! Super! Ich trete vor und beginne, meine Geschichte zu erzählen. Der DB-Mitarbeiter unterbricht mich nach wenigen Worten. Ich bitte ihn, mir erstmal bis zum Ende zuzuhören und rede weiter als er mich erneut unterbricht und mir mitteilt, dass er gar nicht für Tickets zuständig ist. Okay, ein Schaltermitarbeiter im DB-Reisezentrum, der nicht für Tickets zuständig ist … verstehe das, wer will, egal! Er zeigt zu einer Schalterreihe etwas weiter hinten im Gebäude und meint, dass ich dort richtig sei. Ich bedanke mich und gehe Richtung hinterer Schalterreihe.
Auch hier ist wenig los . Eigentlich gar nichts. Also trete ich an den Schalter, sage zu dem DB-Mann: Guten Tag, ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen“ Er: haben Sie eine Wartenummer gezogen?“ Wartenummer? Ähh… nee … ich schaue mich um und sehe weder andere Kunden noch so einen Wartenummerziehautomaten, als der DB-Mann sagt: Na ja, geht auch so. Und mich fragt, wie er mir helfen könne. Ich schildere ihm mein App-Desaster und mit einem leichten Schmunzeln meint er, er wolle mal sehen, ob er da was findet. Ich muss ihm meinen Perso vorlegen, er tippt kurz auf seinem PC herum und dann schnurrt auch schon der Drucker und der DB-Mann reicht mir mein aktuelles Ticket im Papierformat. „Bitteschön“ sagt er und ich bin echt happy. Schaue gleich mal drüber und sehe, dass mein dort aufgeführter Anschlusszug ab Münster vor fünf Minuten abgefahren ist. Oh!
Kein Problem, sagt der DB-Mann, dieser Anschluss ist sowieso ausgefallen, Sie können den nächsten Anschluss nehmen. Gehen Sie bitte vor zu meinem Kollegen, der wird Ihnen helfen. Er zeigt vor zu dem Schalter, an dem ich vorhin schon war. Muss ich jetzt nicht verstehen, denke ich und krücke also wieder zu meinem „Erstkontakt-Mann“ – der, der nicht für Tickets zuständig ist. Der nennt mir dann den Zug, mit dem ich sowieso vorhatte weiterzufahren , druckt mir nochmal den weiteren Fahrtverlauf aus und wünscht mir eine gute Fahrt. Ich ihm einen schönen Tag und dann begebe ich mich auf Gleis 2, wo mein ICE in acht Minuten abfahren soll.
Und man glaubt es kaum: Dast tut er dann auch! Der Rest der Fahrt läuft wie geschmiert und wir erreichen Frankfurt Hauptbahnhof sogar zwei Minuten vor der planmäßigen Ankunftszeit! Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Aber vielleicht ist das auch einfach nur so ne Art Wiedergutmachung für all das, was mir gerade passiert ist, denke ich, steige aus und bin fast ein wenig traurig, dass es am Ende nicht noch ein bisschen spannender geblieben ist.
Epilog
Am Montag rufe ich gleich unter der 0302970 bei der Bah an und erhoffe mir, dass sie mir bei der Wiederherstellung meiner DB Navigator App helfen können. Auf dem Tisch neben mir eine Tasse heißer Tee und ne Kleinigkeit zu Knabbern. Bin also gut vorbereitet für den nun erwarteten Wirverbindensie-gleichmitdemnächstenmitarbeiterbittehabensiebisdahineinweniggeduld-Warteschleifentelefonmarathon. Aber nix da! Gleich der erste Mitarbeiter fühlt sich zuständig. Tadaaaa!!! Und ruckzuck ist das Problem gelöst. Ich hatte offenbar zwei!! App-Accounts, die irgendwie durcheinandergekommen sind. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, ich will’s auch gar nicht wissen. Auf jeden Fall ist meine neue Bahncard jetzt tatsächlich in der App drin. Mega! Vorsichtshalber schreib ich meinen Benutzernamen und das Passwort gleich mal auf nen Zettel drauf. Aber weil ich den, wenn ich ihn brauchen werde, wahrscheinlich sowieso nicht zur Hand haben werde, nehme ich mir fest vor, jetzt in die Papierticket-Fraktion einzutreten. Das sind die, die von den App-lern oftmals ein bisschen belächelt werden, wenn sie bei der Fahrkahrtenkontrolle ihr Ticket in Papierform zuerst aus irgendeiner Tasche kramen, auseinanderfalten und dann der Zugbegleitung hinhalten. Aber das ist mir ehrlich gesagt, ziemlich schnurzpiepegal.
Übrigens: mein Koffer ist dann auch im Laufe der Woche geliefert worden. Lag am Mittwochmorgen plötzlich vor der Tür. Einfach abgelegt vom Hermes-Paketdienst. Als ich kurz weg war. Merkwürdig … ich dachte, das sei ne Nachnahme. Egal, mir soll’s recht sein. Ich stecke die extra schon rausgelegten 31,95 Euro zurück in mein Portemonnaie und bin gespannt, wann die vom Götterbotendienst das merken und sich bei mir melden. Aber das weiß wohl nur der Himmel …